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Der Weg zur Gasprognosetemperatur

Gasnetzbetreiber erstellen täglich auf Basis der Prognosetemperatur von Wetterdienstleistern und synthetischen Standardlastprofilen eine Verbrauchsprognose für den Folgetag. Diese Prognosen weichen aber häufig stark vom tatsächlichen Verbrauch ab. Die Gründe für diese Abweichungen können sehr unterschiedlich sein. Nicht immer sind es Fehler des Netzbetreibers. Neben dem Ändern des Kundenverhaltens in extremen und langen Kälteperioden hat das SLP- Abgrenzungsverfahren auch systemimmanente Fehler. Ein solcher systemimmanenten Fehler ist, dass bei ungewöhnlich warmen Wintertagen mit einer Tagesmitteltemperatur von zum Beispiel 13°C ein wesentlich höherer Gasverbrauch der SLP- Kunden zu verzeichnen ist, als bei der gleichen Temperatur in den Sommermonaten. Allerdings ergibt die herkömmliche Rechenformel der Lastprofilmethode für beide Tage die gleiche Allokationsmenge.

Der BDEW hat in den vergangenen Jahren immer wieder an dem Lastprofilverfahren Verbesserungen und Weiterentwicklungen durchgeführt. Als letztes Projekt hat er, auf meine Initiative hin, deshalb gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) untersucht, ob es Zusammenhänge zwischen weiteren meteorologischen Einflussgrößen und dem Verbrauchsverhalten des gesamten Gasnetzes gibt. Damit sollte der oben beschriebene systemimmanente Fehler in der Allokationsmengenermittlung beseitigt werden. 

An diesem Projekt haben sich über 60 Netzbetreiber beteiligt. Es waren alle meteorologischen Regionen in Deutschland vertreten. Für die Analyse des Verbrauchsverhaltens der einzelnen Netze wurde erstmals die Zieltemperatur durch mich neu entwickelt. Diese Zieltemperatur stellt die ideale Prognosetemperatur für den Folgetag dar. Wäre sie bereits für die Allokationsmengenermittlung vorgelegen, wäre die tatsächliche aufgetretene Restlast nahezu zu 100 Prozent getroffen worden. 

Als Ergebnis der Analysen der Zieltemperaturzeitreihen der beteiligten Netzbetreiber wurden dann Prädiktoren ermittelt, die direkt oder indirekt auf das Verbrauchsverhalten der SLP- Kunden des Gasnetzes wirken. Wird dann die Vorhersage der Prädiktoren und ihre Gewichtung für den Folgetag für die Berechnung der Gasprognosetemperatur verwendet, so kann das Ergebnis dieser Berechnung den oben beschriebenen systemimmanenten Fehler beheben. Das Berechnungssystem weiß, dass der Gasbedarf im Februar bei 13°C höher ist als im Sommer. Die Gasprognosetemperatur wird entsprechend nach unten korrigiert.

Zum Unterschied der Tagesmitteltemperaturprognose wurde diese Temperatur als Gasprognosetemperatur benannt. Sie stellt den Zusammenhang zwischen dem Kundenverhalten des Einzelkunden und dem Verbrauchsverhalten aller SLP- Kunden des gesamten Netzes her.

In diesem Projekt wurde auch eine allgemeine Gasprognosetemperatur entwickelt. Diese basiert auf den Zieltemperaturzeitreihen aller beteiligten Netzbetreiber einer Region. Die allgemeine Gasprognosetemperatur hat den Vorteil, dass sie auch für die Vergangenheit berechnet werden kann und individuelle Fehler der Netzbetreiber nicht so stark ins Gewicht fallen.